Das Projekt zur Rekonstruktion der Kirchenruine mit integriertem Neubau des Deutschen Zentrums wurde unter Projektleitung der O.L.T. Сonsult GmbH von 2005 bis 2010 realisiert.
Im April 2010 fanden die Feierlichkeiten anlässlich der Wiedereinweihung der St. Pauls Kathedrale der Deutschen Evangelisch- Lutherischen Kirche in der Ukraine (DELKU) in Odessa statt.
Das Gebäude der deutschen evangelisch- lutherischen Kathedrale St. Paul in Odessa, erbaut 1824-48 und erweitert 1895-1897 war einst eines der geistigen und kulturellen Zentren und Zeugnis der multinationalen Geschichte der Stadt. Im Jahr 1937 wurde St. Paul geschlossen und sollte abgerissen werden. Den Einwohnern von Odessa gelang es, den Abriss zu verhindern, und das Gebäude wurde für viele Jahre für verschiedene Zwecke genutzt. Bei einem Brand wurden 1976 das Dach und der Altarteil zerstört. Witterungseinflüsse und schadhafte Wasserrohre erledigten den Rest und führten in den folgenden Jahren zu weiteren Beschädigungen und einer teilweisen Unterspülung der Fundamente. Ein Teil der Gebäudereste setzte sich, und breite Risse teilten das Kirchenschiff in mehrere Teile. Die Spitze des Hauptturms stürzte teilweise ein.
In diesem Zustand wurde die ausgebrannte und verwitterte Ruine 1992 an die wiedergegründete deutsche Gemeinde in Odessa zurückgegeben, welche sie an die Deutsche Evangelisch- Lutherische Kirche in der Ukraine (DELKU) übertrug. Die DELKU begann damit, Mittel für die Erhaltung und den Wiederaufbau des Gebäudes zu sammeln. Möglich wurde der Beginn des Wiederaufbaus im Jahre 2005 durch eine breit aufgestellte Finanzierung unter Führung der Evangelisch- Lutherischen Kirche in Bayern, mit Zuschüssen der Bundesrepublik Deutschland des Bundeslandes Bayern sowie zahlreichen Spendern aus Deutschland und der Ukraine. Der Gesamtumfang der Finanzierung betrug ca. 7 Mio. Euro.
Für die Wiederherstellung des Kirchengebäudes waren umfangreiche Rekonstruktions- und Reparaturmaßnahmen notwendig. Die Besonderheit des Projektes bestand darin, dass neben der Wiederherstellung des historischen Baukörpers ein neuer 4-stöckiger Funktionalbau, das Deutsche Zentrum St. Paul, an das ursprüngliche Gebäude angebaut und in dieses baulich integriert werden sollte. Die Verbindung eines alten Bauobjektes im Range eines nationalen Architekturdenkmals mit einem modernen Bau, in Westeuropa nicht ungewöhnlich, wurde in dieser Form in der Ukraine zum ersten Mal gewagt und umgesetzt. Eine wichtige Aufgabe bei der Realisierung der Rekonstruktions- und Bauarbeiten war deshalb für uns eine enge Zusammenarbeit mit der ukrainischen Denkmalbehörde und die strenge Einhaltung ihrer Auflagen. Darüber hinaus galt es, im Rahmen eines eng gesteckten Budgets ein Maximum an deutschen Anforderungen an Bauqualität, Wirtschaftlichkeit und Energieeffizienz des Gesamtobjektes zu realisieren. Diese Ausgangsbedingungen wurden zu einer ernsthaften Herausforderung für Baumanagement, da der tatsächliche Zustand der Gebäudereste sich erst mit Fortschreiten der Arbeiten erschloss. Die beteiligten ukrainischen Behörden waren dem Projekt zwar positiv gesinnt, benötigten durch die Besonderheit der Aufgabe viel Zeit für Entscheidungen. Zeitgleich erlebte die Ukraine einen Bauboom mit sprunghaft wachsenden Preisen. Unzählige Ausschreibungen und Gespräche mit Lieferanten und Unternehmen haben zu einem hohen Sponsor- und Eigenbeitrag geführt, was zu einem wesentlicher Beitrag für die Projektrealisierung geworden ist.
Im Rahmen der Rekonstruktions- und Bauarbeiten wurden die Fundamente der Kirche umlaufend mit Bohrpfählen unterfangen und anschließend die Wände injektiert und instand gesetzt. Nach dem Wiederaufbau des Dachstuhls wurde die Fassade von Hand zentimeterweise abgeschliffen, gefundene Fehlstellen mussten nachgebildet und Dekorelemente restauriert oder neu hergestellt werden. Besonders wertiges Material wurde aus von deutschen Herstellern bezogen. Die mundgeblasenen Opalgläser der Kirchenfenster und die Glocken kommen aus traditionsreichen bayrischen Handwerksbetrieben. Die gesamten haustechnischen Anlagen entsprechen den deutschen Anforderungen an Energieeffizienz und Komfort. Zur Versorgungssicherheit ist ein BHKW eingebaut.
Für die künstlerische Innengestaltung der Kirche konnte der bekannte deutsche Kirchenmaler Tobias Kammerer gewonnen werden, der in der Ukraine auch schon die St. Katharina Kirche in Kiew ausgestaltet hat.
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